SPD in Voerde, Wesel und im Kreis Wesel will die Walsumbahn für den Personenverkehr ausbauen und bis Wesel weiterführen
Am Anfang stand die Idee, und die soll jetzt zeitnah in die Tat umgesetzt werden. Wenn es nach dem breiten politischen Willen in Duisburg und im Kreis Wesel geht, wird es – in einem ersten Schritt – ab dem Jahr 2025 eine durchgehende S-Bahn-Verbindung von Voerde über Marxloh, Hamborn, Neumühl, Oberhausen und die Duisburger Innenstadt zum Düsseldorfer Hauptbahnhof und den Flughafen geben. Die Strecke ist noch intakt, wird aber nur noch vom Güterverkehr genutzt.
Die SPD im Kreis Wesel sowie in Voerde und Wesel sehen indes die Notwendigkeit, die Bahnstrecke „unbedingt“ bis Wesel zu führen. „Wir begrüßen die Reaktivierung des Personennahverkehrs auf der Walsumbahn, wollen aber keine Sackgassensituation. Nach 75 Jahren der Unterbrechung – 1945 wurde die Brücke über den Wesel-Datteln-Kanal von deutschen Pionieren gesprengt – müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden, um die durchgehende Verbindung bis zur Kreisstadt wiederherzustellen“, bekräftigt Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp den Plan.
Dr. Peter Paic, SPD Landratskandidat Wesel: „Die Wiederinbetriebnahme für den Personenverkehr bietet gleich mehrere Chancen und Vorteile für die gesamte Region. Mit dem Projekt wird der Verkehrsmix in der Region deutlich zugunsten des ÖPNV verbessert, Straßen würden vom PKW Verkehr entlastet, aber auch die Züge auf der Hauptstrecke Emmerich – Oberhausen, Umwelt und Klima verbessern sich und insgesamt wird eine Optimierung der vernetzten Mobilität erreicht.“
„Nachdem jetzt die Gremien des Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) den offiziellen Startschuss gegeben haben, soll innerhalb eines Jahres eine Machbarkeitsstudie fertiggestellt werden. Für die Studie stehen 250.000 Euro zur Verfügung. Danach sollen unverzüglich weitere Planungen starten und der Bau der neuen Linie schnellstens beginnen. Geplant ist eine Fertigstellung für Ende des Jahres 2025. Insgesamt dürfte das Projekt um die 20 Millionen Euro kosten“, erläutert Gerd Drüten, Vorsitzender der SPD Kreistagsfraktion Wesel.
Bürgermeister Dirk Haarmann begrüßt die Überlegungen zur Reaktivierung der Walsumbahn für den Personenverkehr nachdrücklich. „Die Stadt Voerde steht bereit.“ Der Voerder Verwaltungsschef verspricht sich von der Aufnahme des Personenverkehrs auf der Bahnstrecke eine Entlastung der Straße, wenn Pendler auf die Eisenbahn umsteigen. Nach seiner Einschätzung sind viele Menschen bereit, den Zug zu nehmen, „wenn er eine echte Alternative darstellt. Hier ist ein Sinneswandel zu sehen, verstopfte Straßen will keiner“, so Haarmann.
Auch der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) und die Allianz pro Schiene schlagen in ihrer Untersuchung Reaktivierung von stillgelegten Eisenbahnstrecken in Deutschland den Ausbau der Walsumbahn für den Personennah- und den Güterverkehr durchgehend bis Wesel vor und schätzen die Voraussetzungen dazu als sehr günstig ein. Mit der Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken könnte der jahrzehntelange Rückzug der Schiene aus der Fläche gestoppt und umgedreht werden. Das sei ein Erfolgsrezept für einen besseren Verkehrsmix in der Zukunft, so der VDV. „Wenn die Eisenbahn das Verkehrsmittel des 21. Jahrhunderts werden soll, dann müssen wir das ganze Land im Blick haben und nicht nur die Großstädte und Ballungsräume oder den Fernverkehr. In Deutschland leben rund 70 % der Menschen in Mittel- und Kleinstädten oder im ländlichen Raum. Für diese große Mehrheit der Bevölkerung benötigen wir effiziente und umweltfreundliche Angebote im Schienenverkehr. Es geht dabei um Klimaschutz, aber auch um die Gleichwertigkeit von Lebensverhältnissen. Die Reaktivierung ist eine riesige Chance, um die Schieneninfrastruktur rasch fit zu machen für den Transport von mehr Fahrgästen und mehr Gütern.“ (Auf der Agenda: Reaktivierung von Eisenbahnstrecken, Hrsg: Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V., April 2020.)
„Die Zeit ist reif für die Walsumbahn. Die Schienen liegen intakt bis Emmelsum und werden für Güterzüge genutzt. Es fehlen lediglich ein paar 100 Meter bis Wesel, um in die Hauptstrecke einzufädeln. Der fehlende Anschluss sowie die Brücke über den Kanal dürften technisch durchaus lösbar sein“, ist sich der Weseler SPD Fraktionschef Ludger Hovest sicher. „Zudem“, so der Voerder SPD Fraktionschef Uwe Goemann, „müssen auch keine riesigen Bahnhöfe gebaut werden. Zweckmäßige überdachte und barrierefreie Haltepunkte mit einem Ticketautomaten sowie ausreichend Parkplätze für PKWs und Fahrräder, ‚Mobilitäts-Parkplätze‘ reichen vollkommen aus. So erhalten die Berufspendler neue Anreize, auf die Schiene umzusteigen.“ Gleichzeitig würden sich mit der Bahn neue Möglichkeiten für den Einkaufs- und Freizeit-Tourismus eröffnen.
Die SPD Vertreter sehen auch finanzierungstechnisch keine unüberwindbaren Schwierigkeiten. Sondern ganz im Gegenteil, mit der Änderung des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (GVFG) wurden seitens des Bundes die Rahmenbedingungen für Reaktivierungsprojekte im Personenverkehr erheblich verbessert. Dies gälte nicht nur für die Höhe der bereitgestellten Mittel, sondern auch für die Förderbedingungen.
Diese positive Entwicklung führe jetzt zu entsprechenden Aktivitäten auf kommunaler und auf Landesebene, um schneller förderfähige Bahn-Reaktivierungen zu definieren.
„Wir müssen die Zeit jetzt nutzen, um so die Wiederbelebung der Walsumbahn in den kommenden Jahren zu realisieren“, so ein zuversichtlicher Dr. Peter Paic, der – im Falle seiner Wahl zum Landrat – die Mobilität der Zukunft für den Kreis Wesel vorantreiben will. „Die Walsumbahn macht Sinn, ist umweltfreundlich, reduziert den PKW Verkehr und dient der Mobilität im Kreis.“
Dirk Haarmann: „Wenn die Bundesregierung bis 2030 die Fahrgastzahlen auf der Schiene verdoppeln und den Marktanteil des Schienengüterverkehrs auf 25 Prozent erhöhen will, kann dies nur funktionieren mit einem konsequenten Ausbau der Infrastruktur, die hier bereits in großen Maße vorhanden ist.“ Der Bahndamm und die Schienen seien ja auf über 90% der Strecke bereits vorhanden.
Direkt nach den Kommunalwahlen und den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie wollen die SPD Vertreter fraktionsübergreifend für einen breiten politischen Konsens in der Region werben, um den nötigen Druck zu erzeugen. „Die Zeit ist reif für das wichtige Schienenprojekt. Wir brauchen jetzt Planungssicherheit und einen realistischen Realisierungsfahrplan“, sind sich alle einig.